dorfHAUS Kürnberg – Entstehung und Projektentwicklung
Der alte Pfarrhof
Der alte Pfarrhof nahe der Pfarrkirche wurde in den sechziger Jahren erbaut und war von Anfang an als Pfarrhaus konzipiert, in dem der Pfarrer mit seiner Haushälterin wohnte und das Pfarramt untergebracht war. Im Erdgeschoß waren demzufolge die Pfarrwohnung, eine Pfarrkanzlei und das Archiv. Ein Besprechungsraum für die pfarrlichen Sitzungen sowie der Jugendraum waren wie der Heizraum, die Waschküche und einige Lagerräume im Untergeschoß des Pfarrhofes untergebracht. Die Pfarre Kürnberg wird seit dem Jahr 2000 von Ertl aus mitbetreut und so stand die Pfarrerwohnung seit dieser Zeit leer. Die Wohnung wurde zwar nicht mehr gebraucht, jedoch war eine Vermietung ebenso wenig möglich wie die Nutzung der Räume für Chorproben und andere Zusammenkünfte. Dazu waren die Zimmer schlichtweg zu klein. Der leere Pfarrhof und die beträchtlichen Kosten – allein für die Beheizung – waren immer wieder Thema in der Pfarre.
Neue Nutzungsmöglichkeiten für den Pfarrhof
Im Jahr 2009 gab es dann ein erstes konkretes Gespräch mit der Diözese über die weitere Nutzung des Gebäudes und des Pfarrgrundstückes. Neben Vertretern der Pfarre Kürnberg war auch eine Delegation der Gemeinde bei dieser Besprechung dabei. Die Gemeinde schlug die Errichtung eines eingruppigen Kindergartens sowie eines Bewegungsraumes vor. Dieser sollte auch pfarrlich genutzt werden können. Nachdem diese Überlegungen bald wieder verworfen wurden, war das Thema der zukünftigen Nutzung des Gebäudes für die Pfarre notwendiger denn je. Ein Verkauf des Pfarrhofes wurde von den Pfarrgremien abgelehnt. Der Standort unweit der Kirche sollte weiter für die Pfarre zur Verfügung stehen.
Ein „Pfarrhof für Alle“
Von der Pfarre kam Anfang 2010 dann der Vorschlag die Nutzung des Pfarrhofes auch für Vereine und Gruppen anzudenken und so wurde die Bevölkerung von der Dorfentwicklung Kürnberg eingeladen die zukünftige Nutzung des Pfarrhofes zu diskutieren. Viele Kürnbergerinnen und Kürnberger sind der Einladung gefolgt und dementsprechend viele Wünsche und Ideen wurden vorgebracht, die sortiert und bewertet wurden. Ganz klar in Führung waren die Vorschläge zu einer multifunktionalen Nutzung dieses neuen Dorfzentrums. Die Überlegungen, im gleichen Gebäude einen Kindergarten unterzubringen, erhielten die größte Zustimmung. So wurde die „Arbeitsgruppe Pfarrhof Kürnberg“ ins Leben gerufen. Neben Vertretern der Pfarre Kürnberg waren Gemeinderäte, die Dorfentwicklung und Anrainer bei dieser Gruppe dabei.
Als ersten Schritt versuchten wir, anhand von Projekten in anderen Gemeinden Ideen zusammenzutragen und die Erfahrungen für die Planungen für Kürnberg mitzuberücksichtigen. Eines der ersten Projekte, das wir besuchten, war das damals bereits in Bau befindliche „haus.konradsheim“. Auch das Pfarrzentrum in Purgstall an der Erlauf mit den vielfältigen Nutzungen nach dem Umbau beeindruckte uns sehr.
Beim Jahresrückblick am 30.12.2010 wurde der Vorschlag „Unser Pfarrheim für alle“ vorgestellt und die Kürnberger Bevölkerung im Oster-Pfarrbrief 2011 aufgefordert, sich aktiv in die Diskussion über die Zukunft des Pfarrhofs einzubringen. Hier sollte ein Begegnungspunkt für alle entstehen, der die Anforderungen der verschiedenen Altersgruppen und Interessensgemeinschaften abdeckt.
In der Besprechung vom 17.5.2011 im Pfarrhof bekamen alle Vereine die Gelegenheit, ihre Bedürfnisse vorzubringen und die jeweiligen Wünsche wurden dokumentiert. Diese Anforderungsliste wurde verschiedenen Planern vorgelegt und war so die Grundlage für deren Entwurfsskizzen.
Nachdem sich die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer für einen Kindergarten im Zentrum ausgesprochen hatte, war die Größe noch immer ein offener Punkt. Bis zu diesem Zeitpunkt war für Kürnberg nur ein eingruppiger Kindergarten genehmigt. Im Herbst 2011 stellte die Gemeinde St. Peter in der Au beim Land NÖ den Antrag für eine zweite Kindergartengruppe für unseren Ort. Bei der Verhandlung am 28. Oktober 2011 konnte die Bevölkerungsentwicklung der nächsten Jahre in Kürnberg überzeugend dargestellt werden, sodass das Land eine zweite Kindergartengruppe für Kürnberg genehmigte. Für die Planung unseres Projektes war das ein nicht zu unterschätzender Faktor. Bis zur Eröffnung des (neuen) Kindergartens im dorfHAUS wurde die zweite Gruppe als Provisorium in den Räumen der Volksschule Kürnberg geführt.
Nächster Schritt der Betreibergruppe war es Projektpläne für das zukünftige Gemeinschaftshaus zu erarbeiten. Im Zuge einer Bauberatung des Landes Niederösterreich erhielten wir die ersten Entwurfspläne, wo auch die Schwierigkeiten einer rollstuhlgerechten Umsetzung des Projektes im bestehenden Pfarrhof deutlich wurden. Im Schreiben an die Betreibergruppe wurde deshalb auch der Abbruch des Pfarrhofs vorgeschlagen.
Beginn der Planungsphase
Ab dem Frühjahr 2012 folgten dann weitere Besprechungen mit Baumeistern und Architekten. Vier Planer kamen in die engere Wahl. Deren Vorschläge über das Gebäudekonzept und die Einbindung in das Ortszentrum wurden eingehend diskutiert. Die Finanzierung des Projektes und die Möglichkeiten der Freiwilligenleistungen waren ebenfalls zu klären.
Um die Fertigstellung des Kindergartens im Jahr 2015 zu ermöglichen, war eine Entscheidung über die Planung und Ausführung bis Herbst 2012 zu treffen.
Die Gemeinde St. Peter in der Au beauftragte Architekt DI Leo Hörndler mit der Planung des Gemeinschaftshauses mit Kindergarten.
Bei der Busfahrt am 8. Dezember 2012 nach Konradsheim konnten die Besucher das haus.konradsheim besichtigen und sich über die Abwicklung eines Gemeinschaftsprojektes informieren. Viele gemeinsame Nutzungen in einem Gebäude beeindruckten viele Kürnbergerinnen und Kürnberger.
Bei einem Gespräch am 12. Februar 2013 mit dem Rechtsreferenten der Diözese wurde die Ausrichtung des bestehenden Pfarrgrundstücks diskutiert und ein Grundtausch mit Familie Huber erörtert. Das Entwurfskonzept vom Architekturbüro Hörndler wurde an alle Projektpartner weitergegeben und schließlich auch dem Land NÖ vorgestellt.
Die Möglichkeit des Grundtausches und die Zustimmung aller Beteiligten war entscheidend dieses vorausschauende Konzept der Ortsentwicklung weiter zu verfolgen zu können. Neben der Diözese wurden mit der Gemeinde sowie mit dem Land NÖ die Verhandlungen geführt. Die notwendige Unterstützung des Projektes war in den jeweiligen Gremien zu klären, um einen Baubeginn im Jahr 2014 zu ermöglichen. Architekt DI Leo Hörndler berücksichtigte viele der von den Vereinen und Gruppen geäußerten Wünsche. Zu aufwendige Vorschläge wurden besprochen und gemeinsam nach Lösungen gesucht, wie die Anforderungen kostengünstiger erfüllt werden konnten.
Die exponierte Lage und bereits vorhandene Schindeln an der Kirche waren für den Architekten die Anregung eine Fassade aus Tannenschindeln zu planen, die auch selbst hergestellt werden sollten. Das Tannenholz wurde von Bauern und der Pfarre gespendet. Bereits Ende Dezember 2013 wurde mit der Produktion der Schindeln für die Außenfassade bei der Familie Holzer „Hochbrand“ begonnen.
Projektpräsentation
Die Projektpräsentation am 6. Jänner 2014 im Gasthaus Huber stieß auf großes Interesse und die Aufbruchstimmung war deutlich zu spüren.
Bis zur Bauverhandlung haben sich alle involvierten Personen und Gruppen mit ihren Möglichkeiten eingebracht, um Überzeugungsarbeit zu leisten. Es wurden Briefe an alle mit dem Bau befassten Stellen geschrieben und um Unterstützung ersucht. Das Projekt hat eine enorme Energie freigesetzt.Die Bauverhandlung am 19. Februar 2014 war dann der offizielle Start für unser gemeinsames Haus, das nach einer Namensabstimmung in der Spatenstich dorfHAUS Kürnbergr Pfarrkirche Kürnberg fortan „dorfHAUS Kürnberg“ genannt wurde.
Bei bestem Wetter fand am 23. Februar 2014 das Abrissfest im Pfarrgarten und im alten Pfarrhof statt. Die von der Jugend organisierte Veranstaltung wurde auch in der Diözese wahrgenommen.
Spatenstich dorfHAUS Kürnberg
Im Jänner 2014 begannen wir mit dem Ausräumen des Pfarrhofes. Vieles musste zu den Altstoffsammelzentren in der Umgebung gebracht werden. Einiges konnte beim „Almer“ eingestellt werden und soll beim nächsten Flohmarkt im Jahr 2017 einen Käufer finden. Die schriftlichen Unterlagen wurden bei Mitgliedern des Pfarrkirchenrates und im Pfarrhof in Ertl untergebracht.
Nach dem kompletten Ausräumen des Pfarrhofes wurde das Gebäude im Mai 2014 abgerissen und danach mit dem Erdaushub für unser dorfHAUS begonnen.
Mit dem Beginn Schindelproduktion wurden die freiwillig geleisteten Stunden für unser Gemeinschaftsprojekt in Listen aufgeschrieben und dann in der EDV erfasst. Bis zur Eröffnung unseres Hauses wurden bereits mehr als 25.000 Freiwilligenstunden geleistet.
Franz Schnetzinger
dorfHAUS Eröffnungswoche 2016
Die Eröffnungswoche fand von 29. September – 9. Oktober 2016 statt.